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Getreide im Hundefutter?

  • Autorenbild: Die Futterstube
    Die Futterstube
  • 8. Nov. 2022
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Nov. 2022


Kommen wir nun zu einer der wohl meist gestellten Fragen im Bezug auf Hundefutter.

Sollte ein gutes Futter Getreide beinhalten oder nicht?

Hier scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite soll Getreide für den Hund nicht artgerecht und sogar schädlich sein für unsere Tiere. Auf der anderen Seite sollen sie aber durch Getreide wichtige Ballastastoffe und Kohlenhydrate erhalten.


Braucht der Hund Getreide/ Kohlenhydrate im Futter?

Ich vertrete die Meinung, dass der gesunde Hund kein Getreide benötigt. Aber warum?

Fangen wir einmal ganz von vorne an:

Wie wir wissen, stammt der Hund vom Wolf ab. Der Wolf gilt als reiner Fleischfresser (Karnivore). Somit ernährt er sich von ganzen Beutetieren. D.h. also auch den Magen der Beute, samt Mageninhalt. Dieser beinhaltet vor allem pflanzliche Inhaltstoffe wie Gemüse und Obst.

Laut einer Studie [1], unter der Leitung des schwedischen Forschers Erik Axelsson, aus dem Jahr 2013 soll der Hund sich nun in den vergangen Jahren aber weiterentwickelt und sich auf Grund seiner neuen Lebensumstände, seine Kohlenhydrat- bzw Stärkeverwertung angepasst haben. Haben sie deshalb aber einen Bedarf an Kohlenhydraten? Ganz klar: NEIN! (Sidefact: Die Ergebnisse der Studie wurden bereits 2014 und nochmals 2016 relativiert und zwar unter Mitwirkung von Erik Axelsson selbst)

Nur weil der Hund nun Stärke bzw. Kohlenhydrate verwerten kann, heißt das noch lange nicht, dass es sinnvoll ist diese auch zu verfüttern.

Nehmen wir den Menschen hier einmal zum Beispiel: Wir können auch Alkohol oder Rohrzucker verwerten. Wenn wir aber den Anteil dieser beiden Zuaten in unserem Speiseplan auf 50% anheben, wäre das sicherlich nicht gesund. Jedoch können wir sehr gut darauf verzichten. Weil diese beiden Nahrungsmittel eben nicht essenziell für uns sind.

Folgende Getreidesorten werden gerne im Fertigfutter verwendet:

  • Weizen (als Weizenmehl, Weizenflocken oder Weizenkleie, Nudeln)

  • Hafer (als Haferflocken, Haferkleie oder Hafermehl)

  • Mais (als Maisflocken oder Maismehl)

  • Reis (meist gekocht)

  • Hirse (meist gekocht)

  • Quinoa (Vorsicht: Enthält Saponine und ist daher nicht für Welpen oder kranke Hunde geeignet)

  • Buchweizen

  • Amaranth

Wenn der Hund kein Getreide benötigt, warum ist es dann aber so häufig in den Fertigfuttern zu finden?

Hier gibt es ganz einfache Gründe dafür. Denn:

  • Auf Grund seines hohen Anteils an Kohlenhydraten ist Getreide sehr sättigend

  • Getreide ist wesentlich günstiger als Gemüse oder Fleisch

Natürlich hat Getreide im Futter aber nicht nur Nachteile, denn

  • Getreide hat einen hohen Ballaststoffgehalt (Vollkorngertreide) und ist dadurch verdauungsfördernd

  • Ein zu hoher Fleischanteil ist nicht nachhaltig für die Umwelt

Jedoch ist das Getreide im Fertigfutter meist immer so verarbeitet, dass dieses kaum noch Nähr- und Ballaststoffe anthält. Oft wird hier nämlich kein Vollkorngetreide verwendet und zusätzlich muss es noch unter sehr hohen Temperaturen verarbeitet werden, weshalb viele Nährstoffe dadurch zerstört und somit verloren gehen.

Welchen "Nebenwirkungen" kann Getreide im Futter haben?

1. Ein hoher Getreideanteil behindert die Aufnahmen von anderen, wichtigen Nährstoffen

Kohlenhydratlieferanten sind nährstoffarm. Wenn diese im Futter überwiegen, verdrängen sie somit nährstoffreichere Futterkomponenten, wie z.B. Innereien oder hochwertiges Muskelfleisch. Somit kann ein Nährstoffmangel entstehen.

Außerdem enthält Getreide viele, sogenannte antinutritive Stoffe. Diese verhinden die Aufnahme von wichtigen Nährstoffen wie Calcium, Eisen, Magnesium und Zink. Dies ist auch ein Mitgrund, warum bei Fertigfutter mit einem hohen Getreideanteil, Nährstoffe synthetisch zugeführt werden müssen.

2. Getreide kann Zahnbeläge und Zahnstein begünstigen


3. Störungen im Magen-Darm-Trakt

Wenn der Anteil an Kohlenhydraten höher ist als z.B. der Fleischanteil, kann sich die Eiweißverdauung vom Dünndarm in den Dickdarm verschieben, was eine Dysbalance der Bakterien im Darm hervorrufen und Verdauungsprobleme verursachen kann.

Bei kohlenhydratreicher Fütterung wird nicht so viel Magensäure benötigt wie z.B. bei der Fleischfütterung. Dies ist ein Problem, weil der Magen dadurch nicht mehr alle schlechten Bakterien abtöten kann. Was somit auch wieder zu Problemen im Magen-Darm-Trakt führen kann.

Außerdem wird durch Getreide der Rohfaseranteil der Ration erhöht. Somit sinkt die Verdaulichkeit des Futters. Auch hier können Verdauungsprobleme die Folge sein.

4. Erhöhtes Risiko einer Magendrehung

Da Getreide im Magen aufquillt, kann das Risiko einer Magendrehung erhöht sein.

5. Welpen vertragen kein Getreide

Ihnen fehlt ein Enzym. Dieses wird erst bis zum 4 Monat gebildet.

6. Allergien

Viele Hunde vertragen Getreide schlichtweg nicht. Hautirretationen, Durchfall, Erbrechen, Ohren- und Augenentzündungen etc. können ein Anzeichen hierfür sein.

7. einige Endoparasiten (z. B. Giardien) dienen Kohlenhydrate als Nahrungsgrundlage

8. Zuviel Getreide macht Hunde dick

Hunde bekommen Heißhunger, da ihr Blutzuckerspiegel sinkt

Überschüssige Energie wird als Fett im Gewebe eingelagert

Das Risiko von Diabetes steigt

9. Krebserkrankungen und Entzündungen werden begünstigt

Wie wir wissen besteht Getreide aus reichlich Glukose. Krebszellen ernähren sich hiervon. Hunde, die an einer Krebserkrankung leiden, sollten Getreide meiden. Gesunde Hunde sollten Getreide nur in Maßen oder gar nicht erhalten.

10. Bauchspeicheldrüsenentzündungen werden begünstigt

Durch zu viel Stärke kann die Bauchspeicheldrüse des Hundes zu sehr beansprucht werden. In der Bauchspeicheldrüse wird Stärke mit Hilfe von Amylase aufgespalten.

Ist Getreide denn wirklich so schlecht?

Nein. Es gibt Gründe,warum manche Hunde Getreide im Futter erhalten sollten. Natürlich ist es auch unproblematisch, wenn ein kleiner Teil des Futters aus Getreide besteht. Auch andere Fütterungsarten sind nicht komplett kohlenhydratfrei. Bei BARF oder auch Kochrationen werden durch Obst und Gemüse ebenfalls Kohlenhydrate gefüttert. Dies ist sogar notwendig um den Hund die wichtigen Faserstoffe zuzuführen. (mehr im Blog-Beitrag: Wie funktioniert eigentlich die Verdauung).

Fazit:

Hunde benötigen kein Getreide.

Die benötigte Energie können sie vor allem aus den tierischen und pflanzlichen Fetten ihrer Nahrung entziehen. Nährstoffe, Energie und Vitamine erhalten Hunde aus Innereien, Knochen, Fett und dem minimalen Anteil an Gemüse und Obst.


Quellen:

Bildnachweis: Getreide - https://www.shutterstock.com/

[1] Axelsson, E. et al. (2013): The genomic signature of dog domestication reveals adaptation to a starch-rich diet

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