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Die Pubertät - und was sie mit dem Fressen zu tun hat

  • Autorenbild: Die Futterstube
    Die Futterstube
  • 20. Feb. 2023
  • 6 Min. Lesezeit

Ohja, auch wir können hier ein Lied von singen. Die Pubertät. Unser Bruno ist gerade mal 2 Jahre alt und in der Blüte seines Lebens. Und genau das sieht er genauso!

Bzw. bis vor kurzem wusste er nicht mal mehr ob er mehr Interesse an Weibchen oder kastrierten Rüden hat. Zum Glück hatten wir in der Phase nie Probleme mit seiner Erziehung. Gehört hat er immer sehr gut.

Unser großes Thema war das Futter! "Ach das gabs doch gestern schon", "Ach nee darauf hab eigentlich gar keine Lust", "Ja, gestern hab ich die Innereien vielleicht gekocht gefressen, aber heute mag ich die nicht mehr!" … hätte er sprechen können, wären unsere Diskussionen genauso so abgelaufen.

Aber fangen wir einmal von vorne an!:

Vor knapp einem halben Jahr, da war Bruno 1.5 Jahre alt, begegnete ihm seine erste große Liebe! Eine läufige Hündin.

Bruno und Paul verbrachten ein Wochenende bei meinen Eltern. Da wir bald für 14 Tage in die Flitterwochen aufbrachen und dies der erste lange Urlaub ohne die Hunde und vor allem ohne Bruno sein sollte, wollten wir vorab einmal testen, ob es für Bruno ok ist, in dieser Zeit bei meinen Eltern zu wohnen.

Meine Eltern wohnen direkt am Waldeingang. D.h. viele Hunde laufen an ihrem Haus tagtäglich vorbei. Evlt auch mehrmals am Tag und ja auch läufige Hündinnen. So traf er auch direkt am ersten Abend auf seine, vermutlich, erste große Liebe. Eine hübsche, junge, läufige Hündin. Soweit so gut. Bruno war nicht groß verhaltensauffällig. Er lief brav mit meiner Mutter weiter durch den Wald, fraß danach sein Abendessen und legte sich auf seinen Platz und schlief.

Auch am nächsten Morgen, keine Auffälligkeiten. Sie waren ihre morgentliche Runde, es gab für alle Frühstück, welches ohne zu zögern gefressen wurde. Der Tag verlief weiterhin unauffällig. Dann kam der Abendspaziergang und das Abendessen. Tja, und dann wollte Bruno nichts mehr fressen.

Natürlich hat man dann erst einmal andere Dinge im Kopf. Vllt etwas im Wald aufgeschnappt und sich den Magen verdorben, oder doch eben etwas Heimweh. Die Mäuse blieben noch eine Nacht bei meinen Eltern und als Bruno auch am nächsten Tag sein Futter nicht anrührte, holten wir die beiden wieder ab. Das "Komische" daran war, dass er alle Leckerlies oder sonstiges Essen mit Genuß verputzte, seine Verdauung einwandfrei funktionierte und sich auch sonst total unauffällig verhielt. Nur eben sein Futter wollte er nicht.

Nun ging das Theater aber erst richtig los. Am Anfang verweigerte er nur die rohen Innereien. Gekocht fraß er sie. Irgendwann wollte er dann auch keinen Pansen mehr. Knochen waren dann ein paar Tage später auch nicht mehr interessant. Hatte das Fleisch nur ein Krümel Gemüse dran, wurde der gesamte Napf nicht angerührt. Und dann kam der Tag an dem er nach dem Gassi nicht einmal mehr zum Napf gelaufen ist. Gut dachte ich mir, dann fastest du eben.

Nach dem er aber nach 2 Tage immer noch nichts angerührt hatte seine Leckerlies aber weiterhin verschlunge hätte, erinnerte ich mich daran, dass ich im Keller noch ein paar Dosen "Dosenbarf" besaß. Also öffnete ich eine der Dosen, gab Bruno die Hälfte und siehe da, der Apetitt war groß und er fraß mit Genuss. 4 Wochen lang! Er fraß mit Genuss. Immer wieder bot ich ihm sein, früher so heiß geliebtes, BARF an, aber er wollte es nicht. Na gut, hauptsache er frisst und wir können beruhigt in die Flitterwochen. Als wir wieder nach Hause kamen das große Erwachen. Nach 4 Wochen Heißhunger auf die BARF-Dosen, trat Bruno wieder in Hungerstreik. Also wieder 2 Tage Fasten. Also fing ich an für den Hund zu Kochen. Das lauwarme Fleisch, welches mir anfänglich den Würgereiz hochkommen lies, war für Bruno ein Genuss. Da er morgens sein Futter weiterhin stehen lies und abends aber nicht seine volle Ration fressen wollte, halbierte ich zudem die Ration und es gab nur noch abends Futter. Und ja, ich habe mir in dieser Zeit super viele Gedanken gemacht. Bin mit Bruno sogar zum Tierarzt um ihn durchchecken zu lassen. Vielleicht war dieses Verhalten ja doch ein Symptom für eine Krankheit? Aber nein, es war alles in Ordnung. Die Blutwerte waren top, die Kotproblem ohne Befunde. Er hatte einfach keinen Hunger. Wir kamen mit dem Kochen eigentlich ganz gut hin. Zu mindest fraß er. Und zu meiner Überraschung nahm er auch nicht ab. Trotz der reduzierten Ration.

Dann kam unser erster, gemeinsamer Winter-Camping-Urlaub. Was soll ich sagen… Bruno

war komplett neben der Spur. Unser armer Paul, ein wohlgemerkt kastrierter älterer Jack Russel Rüde, wurde den ganzen Tag abgeschleckt, beschnüffelt und hatte keine ruhige Minute mehr. Unsere Tagesaufgabe bestand darin, Bruno daran zu hindern Paul den ganzen Tag von oben bis unten abzuschlecken. Wir merkten richtig, wie Bruno unter Strom stand. Er konnte kaum noch abschalten und zitterte, wenn er mal nicht zu seinem heiß geliebten Paul durfte. Sobald Paul sich nur ein wenig bewegte, sprang Bruno auf um nach ihm zu sehen. Mir ist klar, dass kastrierte Rüden für unkastrierte Rüden riechen sollen wie läufige Hündinnen, aber Bruno und Paul kannten sich nun über 1,5 Jahre und es war nie ein Thema… naja, bis eben Bruno in die Pubertät kam.

Sein Verhalten ging gute 2 Monate so und glaubt mir, wir hatten schon mit dem Gedanken gespielt ihn kastrieren zu lassen. Nicht, weil wir es unbedingt wollten, aber es war klar, dass nicht nur wir genervt waren von seinem Verhalten sondern auch er sichtlich darunter litt. Er konnte ja kaum noch abschalten, geschweige denn den tagüber irgendwie zur Ruhe kommen. Zu allem Übel fraß er immer schlechter. Mittlerweile fraß er zwar das Fleisch wieder roh, aber nur Muskelfleisch und keinerlei Innereien, Knochen, Pansen, Gemüse und von den Zusätzen fange ich gar nicht erst an. Auch fraß er nicht annähernd die Menge, die er eigentlich hätte bekommen müssen. Also entschied ich mich nach mehreren schlaflosen Nächten dafür, den Versuch zu starten und ihn doch mal auf ein gutes, hochwertiges Nassfutter umzustellen. Ich wollte uns allen den Druck nehmen. Denn fraß er von dem Nassfutter zu mindest die Hälfte, so hatte er aber mit einer Mahlzeit wenigsten von alle Nährstoffen etwas zu sich genommen. Ein bisschen Bauchschmerzen hatte ich ja schon, da unser Bruno ja lange Probleme mit der Verdauung hatte und wir ja über ein halbes Jahr nach dem richtigen Futter für ihn gesucht hatten. Aber ein Versuch war es wert. Vor allem war ich mit meinem Latein am Ende.


Und siehe da, Bruno fraß. Er fraß mit Genuss. Er haute richtig rein. Morgens und abends. Die Menge die er bekommen sollte.

Mit dem Nassfutter traf ich wohl genau sein Geschmack. Weitere 2 Monate vergingen und einen weiteren Urlaub später und ihr werdet es nicht glauben. So schnell wie dieses Verhalten kam, so schnell war es wieder weg. Eines morgens standen wir auf, frühstückten und Bruno war wieder ganz der alte! Da er mir zu verstehen gab, dass sein Hunger wieder komplett zurück gekehrt war, versuchte ich mein Glück und stellte ihn wieder auf BARF um und siehe da. Er frisst alle Komponenten mit Genuss, verlangt Nachschlag und kann es kaum abwarten bis sein Futter endlich im Napf landet und serviert wird. Er rennt wieder zum Napf und dieser wird blitzeblank geschleckt.

Und das beste, unser kleiner Paul hat auch endlich seine Ruhe wieder :) Wir merken täglich wie unser "alter" Bruno zurück kommt. Vemehrt bringt er uns wieder sein Spielzeug und fordert uns auf Spaziergängen zum Spielen auf. Und ihr wisst gar nicht, wie schön es ist, wenn der Hund sogar wieder anfängt zu betteln ;) ((shhhht, keinem verraten)

Die Pubertät ist nicht nur für uns Menschen verwirrend. Nein auch für unsere Vierbeiner. In dieser Zeit gehen sie uns vielleicht vermehrt mit ihrem Verhalten auf die Nerven. Wollen nichts mehr fressen, wollen nicht mehr hören. Haben vergessen sich zu benehmen. Hündinnen werden läufig, sind zickiger als sonst. Aber lasst euch gesagt sein, es geht vorbei :) Bei manchen dauert es länger, andere haben gar keine Probleme.

Was ich euch damit sagen möchte? Nicht jeder Hund ist gleich! Ich habe mich mit vielen Freunden und Bekannten über Bruno in dieser Zeit unterhalten. Niemand konnte mir wirklich helfen. Sogar anderen Ernährungsberatern habe ich meinen eigenen Fall geschildert und auch hier hatte niemand so wirklich eine Idee an was es liegen könnte, dass Bruno fast 6 Monate völlig neben der Spur war und einfach kaum fraß. Auch ich hatte viele mögliche Ursachen im Kopf, viele Dinge vergebens ausprobiert. Letzenendes habe ich auf mein Bauchgefühl gehört und im Nachhinein kann ich jetzt erleichternd sagen: es waren wirklich einfach nur die Hormone.

Hört auf euer Bauchgefühl. Ihr kennt euren Hund am Besten, auch wir als Ernährungsberater kennen nur eure Erzählungen und sehen den Hund evtl. in einer Momentaufnahme. Ihr seht den Hund aber rund um die Uhr, wisst wie er "normal" reagiert und wenn eben etwas nicht stimmt. Und lasst euch vor allem nicht entmutigen, es gibt für vieles eine Lösung :).



Zusatz: Appetitlosigkeit kann ein Symptome für viele Krankheiten sein. Wenn der Hund dazu apathisch ist, Anzeichen für Schmerzen zeigt, Fieber oder Verdauungsprobleme wie Durchfall und Erbrechen hat, geht bitte zum Tierarzt!

 
 
 

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